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OA Mag. Johannes Kriechbaumer

Dermatologie, Labordiagnostik, Endoskopie

INHALTSVERZEICHNIS

Juckreiz ist ein häufiger Vorstellungsgrund und kann als Symptom mannigfaltige Ursachen haben. Für die gezielte Behandlung ist die korrekte Diagnosestellung notwendig.
Aus diesem Grund ist die gezielte Diagnostik entscheidend, um das Grundproblem beseitigen zu können.

Ursache

Die Hauptursache für Juckreiz sind:

  • Parasiten: Flöhe, Milben (Herbstgrasmilben, Räudemilben, Haarbalgmilben, Ohrmilben)
  • Pilzinfektionen (bei Hautpilzen ist eher die sekundäre Besiedelung von Bakterien schuld am Juckreiz. In den Ohren oder an den Pfoten ist eine Überwucherung mit Hefepilzen ein häufiger Grund für Juckreiz)
  • Allergien gegen Umweltallergene wie z.B. Hausstaubmilben, Futtermittelallergien, Flohspeichelallergie, Kontaktallergie
  • Insektenstiche
  • trockene, schuppige oder entzündete Haut aufgrund anderer Hauterkrankungen
  • volle oder entzündete Analbeuteldrüsen

Symptome

Juckreiz äußert sich durch Kratzen, Benagen oder Scheuern an unterschiedlichen Regionen. Welche Region betroffen ist, hängt auch stark von der zugrundeliegenden Ursache ab. In weiterer Folge können durch ständiges Kratzen oder Schlecken haarlose Stellen oder eine lokale Entzündungen entstehen. Durch eine bakterielle Infektion können die nässenden Hautareale stark gerötet bis eitrig entzündet aussehen. Durch chronisches Schlecken können Haare in den betroffenen Arealen eine braun-rötliche Verfärbung aufweisen. Bei einer Ohrenentzündung sind häufiges Kopfschütteln, kratzen an den Ohren oder ein süßlicher Geruch häufig.

Bakterielle Hautinfektion bei einem Hund mit atopischer Dermatitis
Bakterielle Hautinfektion bei einem Hund mit atopischer Dermatitis
Akute, hochgradig juckende Dermatitis.
Akute, hochgradig juckende Dermatitis.

Diagnose

Fakt ist: Bei Hautproblemen sind für eine eindeutige Diagnose meist mehrere Untersuchungsgänge und ein langer Atem vonnöten. Schließlich gibt es allein für Juckreiz sehr viele verschiedene Ursachen und viele Krankheitsbilder sind sich leider sehr ähnlich. Allergien sind bei Hunden und Katzen ein häufig vorkommendes und leider vielfach frustrierendes Problem. Die atopische Dermatitis ist eine allergische Hauterkrankung gegen Umweltallergene, wie zum Beispiel Gräser oder Hausstaubmilben. Betroffene Tiere haben Juckreiz, gerötete Haut und manchmal sogar Wunden, zum Teil als Folge von intensivem Kratzen. Meistens treten die Symptome im Bereich der Ohren, Pfoten, Achseln, Bauch, Nacken oder Leistengegend auf und sind bei jedem Tier unterschiedlich stark ausgeprägt. Neben der atopischen Dermatitis gibt es noch andere Krankheiten, die ein ähnliches Bild hervorrufen, hauptsächlich die Futtermittelallergie, Flohspeichelallergie und äußerliche Parasiten, wie zB Milben, Haarlinge und Flöhe.

Schon im Vorgespräch lassen sich oft entscheidende Hinweise auf die mögliche Ursache finden. Wichtig dabei ist die Lokalisation der Hautveränderung bzw des Juckreizes, das Alter, ob Verdauungsprobleme bestehen, wann und wie häufig Symptome auftreten, usw. Hilfreich ist auch, Informationen über vorangegangene Behandlungen sowie die Ergebnisse mitzubringen, einschließlich aller verabreichten Medikamente. Die Beobachtungen des Tierbesitzers liefern wertvolle Informationen, um ein Behandlungskonzept zu erstellen. Auch die Untersuchung kann hilfreiche weitere Hinweise liefern. Häufig sind aber weitere Untersuchungen notwendig.

Eine Probe aus dem betroffenen Hautareal mit anschließender mikroskopischer Untersuchung kann für die Diagnosestellung helfen.  In gewissen speziellen Fällen ist eine Hautbiopsie, welche anschließend pathohistologisch untersucht wird, notwendig.

Anders als in der Humanmedizin, gibt es leider keine zuverlässigen Blut – oder Hauttests, um eine Nahrungsmittelallergie zu diagnostizieren. Bei Verdacht auf eine Futtermittelallergie wird i.d.R. eine Ausschlussdiät empfohlen. Durch ausschließliche Fütterung eines speziellen Futters mit nur einer Protein- und einer Kohlehydratquelle bzw eine selbstgekochte Spezialdiät über einen gewissen Zeitraum, sollten die Symptome verschwinden, bzw. deutlich besser werden.

Therapie

Die Therapie hängt von der gestellten Diagnose ab.

Bei Parasitenbefall werden entsprechende Medikamente mit Wirksamkeit gegen die gefundenen Erreger verwendet.

Allergien werden -wenn möglich- durch die Beseitigung der allergenen Grundlage behoben. Bei der Futtermittelallergie im Speziellen durch den Ausschluß von bedenklichem Futter.

Sollte es sich nicht um eine Nahrungsmittelallergie, sondern um eine Umweltallergie handeln, kann versucht werden über einen spezifischen Bluttest einen Allergieauslöser zu finden und das Tier ggf. dagegen zu desensibilisieren (sog. Spezifische Immuntherapie, früher: Hyposensibilisierung). Die Erfolgsquote liegt je nach Alter und Menge der Allergene, auf die unser Patient reagiert, zwischen 50 und 80%.

Verschiedene juckreizstillende bzw entzündungshemmende unterstützende Medikamente werden va bei Allergien gerne unterstützend angewendet.

Bei Tumoren ist v.a. die Lokalisation und die Art des Tumors entscheidend. Im besten Fall kann dieser chirurgisch komplett entfernt werden.

Prognose

Kann die Ursache für den Juckreiz ausfindig gemacht werden, ist die Prognose gut.

Quellen

  • Peters S., Koch H.-J., (2014): Dermatologie – Atlas Hund, Krankheitsbilder und typische Verteilungsmuster.
  • Noli C., Scarampella F., Toma S., (3.Auflage) Praktische Dermatologie bei Hund und Katze, Klinik – Diagnose – Therapie.

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