Kardiologie ist ein Teilgebiet der inneren Medizin und beschäftigt sich dabei mit Erkrankungen des Herz-Kreislaufes. Aufgrund unserer Qualifikation, Erfahrung und unserer apparativen Ausstattung können wir beinahe das gesamte Spektrum der Herzerkrankungen abdecken. Unser Herzzentrum ist eines der wenigen europäischen Zentren, welche interventionelle Eingriffe (z.B. Pulmonalstenosen, Herzschrittmacherimplantation) routinemäßig durchführen. Ebenso können bei uns manche Erkrankungen chirurgisch, sogar am offenen Herzen, behandelt werden.

Kardiologische Notfälle können bei uns, selbst am Wochenende, rund um die Uhr optimal versorgt werden. Unser Ziel ist es, die Lebensqualität kardiologischer Patienten zu erhalten bzw. wiederherzustellen und durch Präventivmedizin unnötiges Leiden zu verhindern.

Häufige Erkrankungen

Diagnostik

Herzultraschall

Der Herzultraschall stellt das wichtigste Diagnostikum bei der Abklärung von Herzerkrankungen dar. So können Größe, Form und Funktion der Herzkammern und der großen Blutgefäße, Blutflussgeschwindigkeiten und Druckverhältnisse bestimmt werden. Auch die Herzklappen können begutachtet werden und Turbulenzen im Blutfluss erkannt werden. Dabei kommen das B-Mode und M-Mode-Verfahren, sowie die Farb- und Spektraldoppler- Untersuchung zur Anwendung.

Um Kurzschlussverbindungen im Herz bzw. den herznahen Gefäßen (sog. Shunts) auszuschließen, führen wir gelegentlich Kontrastmitteluntersuchungen (Bubble-Studien) durch. Zur Einschätzung der Herz-Kreislauffunktion bei Katzen haben wir an unserer Klinik ein neues Untersuchungsverfahren entwickelt und publiziert. Mit Hilfe eines Ultraschallkontrastmittels wird die Leistungsfähigkeit des Katzenherzens untersucht.

Herzultraschallaufnahme

Herzultraschallaufnahme

Herzultraschall und EKG

Herzultraschall und EKG

EKG – Elektrodiagramm

Die EKG-Untersuchung dient zur Untersuchung der elektrischen Aktivität des Herzens. Dabei werden Störungen der Erregungsbildung und Erregungsleitung diagnostiziert. Wesentlich für uns als Tierkardiologen ist die Erkennung von Rhythmusstörungen. Herzinfarkte, wie beim Menschen, spielen in der Tierkardiologie keine Rolle.

Je nach Notwendigkeit verwenden wir ein 3-Kanal oder ein 12-Kanal-EKG-Gerät. In manchen Fällen, besonders bei spontan auftretender Bewusstlosigkeit und zur Vorsorgeuntersuchung bei manchen Rassen ist eine 24-stündige EKG-Aufzeichnung („Holter-EKG“) nötig.

Blutdruckmessung

Wir messen den Blutdruck mit einem High-Definition-Oszillometrie-Gerät (petMap graphic II). Dieses spezielle Gerät ermöglicht sehr genaue und verlässliche Messungen. Die Messmanschette wird dabei entweder am Vorderbein oder am Schwanz angebracht.

Wichtige Ursachen für Bluthochdruck bei Katzen sind:

  • Niereninsuffizienz
  • Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
  • Nebennierentumor (Hyperaldosteronismus)
  • Idiopathisch (keine Ursache zu finden)

Wichtige Ursachen für Bluthochdruck beim Hund sind:

  • Niereninsuffizienz
  • Nebennierentumor (Phäochromozytom)
  • Hyperadrenokortizismus

Angiographie-Computertomographie

Komplexe Missbildungen, die über das Herz hinausgehen, erfordern manchmal eine räumliche Darstellung der Gefäße im gesamten Brustraum. Diese Darstellung kann mittels Angiographie-Computertomographie (Angio-CT) erreicht werden. Unser leistungsfähiger Computertomograph ermöglicht eine präzise Bildgebung, welche für die Diagnostik und Behandlung wesentlich ist.

Zuchtuntersuchungen

Als geprüftes Mitglied des Collegium Cardiologicum e.V. führt Dr. Peter Modler Herz-Zuchtuntersuchung bei allen relevanten Rassen durch. Während bei manchen Rassen die Herzultraschalluntersuchung ausreichend ist, ist bei anderen zusätzlich ein EKG bzw. ein 24-Stunden-EKG nötig. Anschließend wird ein umfassendes Gutachten in deutscher und englischer Sprache ausgestellt. Falls bei Ihrem Hund ein 24-Stunden-EKG vorgeschrieben ist und Sie aus größerer Entfernung anreisen müssen, können Sie das EKG gerne zu Hause selbst abnehmen und per EMS-Versand (versichert) an uns zurücksenden. Wir ersuchen Sie, dies bei der Terminvereinbarung anzukündigen.
Untersuchungen bei Zuchtkatzen werden auf Wunsch auch für das pawpeds-Programm durchgeführt.

www.collegium-cardiologicum.de
www.pawpeds.com

Therapie

konservative Therapie

Viele Herzerkrankungen können mittels geeigneter Medikamente therapiert bzw. stabil gehalten werden. Hierfür werden standardmäßig, wie beim Menschen, entwässernde Medikamente eingesetzt. Auch die Verstärkung der Auswurfleistung und die Verbesserung der Durchblutung der Nieren (Nachlast senken) sind zentrale Bestandteile der konservativen Therapie bei Herzerkrankungen.

Herzoperationen

Herzkatheter-Eingriff

Der bei weitem häufigste Einsatz des Herzkatheters ist die Behandlung der Pulmonalklappenstenose. Dabei wird zunächst in eine Vene (Innenschenkel oder Hals) eine Schleuse eingebracht. Mittels spezieller Katheter wird sodann der Druck in der rechten Hauptkammer des Herzens und in der Lungenarterie gemessen. Die Engstelle der Pulmonalklappe wird durch Injektion von Kontrastmittel sichtbar gemacht. Auch Fehlverläufe der Herzkranzgefäße können so dargestellt werden. Dies ist besonders bei Bulldoggen und Boxern wichtig. Die Pulmonalklappe wird schließlich mit einem speziellen Ballon aufgedehnt. Nach neuerlicher Druckmessung ist der Eingriff zu Ende. Die Patienten bleiben auf alle Fälle bis zum Folgetag in stationärer Behandlung.

Operation Herzkatheter

Operation Herzkatheter

Operation Herzkatheter

Operation Herzkatheter

Verschluss PDA

Eine relativ häufig Auftretende Erkrankung ist ein PDA (Persistierender Ductrus Arteriosus). Dieser kann mittels Herzkathetereingriff oder offen chirurgisch verschlossen werden. Beide Methoden sind mit einem vergleichbaren, aber sehr geringen Risiko verbunden. Beim Verschluss mittels Herzkatheter wird ein Implantat in das Lumen des Ductus Arteriosus eingebracht, das den Blutfluss durch das Gefäß unterbindet. Der Eingriff erfolgt in der Regel über die Innenschenkel-Arterie. Beim chirurgischen Verschluss wird der Brustkorb vorsichtig zwischen den Rippen eröffnet (es wird kein Knochen durchtrennt!). Das Gefäß wird freigelegt und mit zwei Schlingen verschlossen. Zusätzlich zur Allgemeinanästhesie werden die Zwischenrippennerven betäubt, sodass die Schmerzhaftigkeit nach dem Eingriff auf ein Minimum beschränkt ist. Die Patienten können in der Regel am nächsten Tag nach Hause und dürfen nach 10 Tagen wieder herumtoben. Vorteil der chirurgischen Methode ist der sichere und permanente Verschluss des Gefäßes. Aus diesem Grund wird in den meisten Fällen dem chirurgischen PDA-Verschluss an unserer Klinik der Vorzug gegeben.

Herzbeutelentfernung

Ein Herzbeutelerguss führt beim Hund häufig zur Tamponade: Durch eine Flüssigkeitsansammlung innerhalb des Herzbeutels wird das Herz komprimiert, die Folge sind Bauchhöhlenerguss und Kreislaufprobleme bis hin zum Schock. Ursächlich kommen in erster Linie Tumore, ansonsten unter anderem auch Entzündungen und Infektionen in Betracht. Manchmal kann keine Ursache gefunden werden, dann spricht man vom sog. Idiopathischen Herzbeutelerguss.

Gründe, weshalb eine Herzbeutelfenestrierung bzw. –entfernung durchzuführen sind:

  • zur symptomatischen (palliativen) Behandlung eines Herztumors
  • zu dauerhaften Behandlung eines idiopathischen Ergusses (ohne erkennbare Ursache)
  • um Gewebeproben vom Herzbeutel für die pathologische Untersuchung zu erhalten
  • zur Behandlung einer restriktiven Perikarditis (chronische Entzündung des Herzbeutels)

Während eine Herzbeutelentfernung am offenen Brustkorb durchgeführt wird, kann die Herzbeutelfenestrierung minimalinvasiv erfolgen. Dabei werden durch drei kleine Schnitte eine Kameraoptik und zwei Instrumente in den Brustkorb eingeführt. Die Bewegungen der Instrumente werden über einen Monitor gesteuert. Nachteil der Fenestrierung ist, dass das Ausmaß der Herzbeuteleröffnung manchmal zu gering ist und es nach Verklebungen erneut zum Herzbeutelerguss kommen kann.

Operationen am offenen Herz

Manche Herzerkrankungen können mittels eines chirurgischen Eingriffs verbessert oder behoben werden. Dazu zählen angeborene Herzerkrankungen, welche nicht mittels Katheterintervention behandelt werden können und Erkrankungen der Herzklappen, insbesondere der Mitralklappe.

Operationen am offenen Herz können auf zwei unterschiedliche Arten durchgeführt werden:

  • „Venous inflow occlusion“: Dabei werden die zuführenden Blutgefäße für kurze Zeit abgebunden. Dadurch können sehr rasche Eingriffe am Herz in Blutleere erfolgen.
    • Vorteile:
      • keine Herz-Lungenmaschine nötig
      • relativ kostengünstig
    • Nachteile:
      • Nur wenige Operationen können mit diesem Verfahren durchgeführt werden.
      • Der venöse Zufluss kann nur 2-3x hintereinander unterbunden werden, da sonst mit schwerwiegenden Komplikationen gerechnet werden muss.
      • enormer Zeitdruck während der Operation
    • Indikationen sind: Pulmonalstenose, manche Tumore des Herzes, Erweiterung von Engstellen im Herzvorhof.
  • Eingriffe mittels extrakorporalen Kreislaufes: Dabei wird die Funktion von Herz und Lunge vorübergehend durch eine Maschine (Herz-Lungenmaschine) übernommen. Dabei wird der Körper zumeist auf 28-30 Grad abgekühlt. In den meisten Fällen wird das Herz für die Dauer der Operation stillgelegt (sog. Kardioplegie).
    • Vorteile:
      • Methode der Wahl in der Humanmedizin, wesentlich besser kontrollierbar als „venous inflow occlusion“
      • Auch zeitaufwändigere Operationen können auf diese Art und Weise durchgeführt werden.
    • Nachteile:
      • wesentlich aufwändiger als „venous inflow occlusion“
      • sehr teuer
      • Patienten müssen mindestens 1 Woche stationär behandelt werden, davon mindestens 2 Tage auf der Intensivstation.
    • Indikationen sind: Mitralklappendegeneration (häufigste Herzerkankung des Hundes), angeborene Erkrankungen wie Vorhof- oder Kammerseptumdefekt, wenn diese nicht mittels Herzkatheter behandelt werden können.

Die chirurgische Behandlung der Mitralklappendegeneration (Degenerative Mitralklappenerkrankung, Endokardiose, Myxomatöse Mitralklappendegeneration) führen wir momentan nicht durch.

Heilungsverlauf und Prognose

Die Prognose und der Verlauf der Erkrankung ist von der Art bzw dem Grad der Herzerkrankung abhängig. Asymptomatische Herzerkrankungen ohne hämodynamische (Strömungsmechanik des Blutes betreffend) Relevanz schränken die Lebenserwartung nicht ein. Jegliche Herzerkrankung gehört jedoch regelmäßig kontrolliert und die Therapie bei Bedarf angepasst. Bei Tieren mit Symptomen einer Herzerkrankung ist eine Therapie ohne Medikamentengabe leider nicht möglich. Eine prophylaktische, medikamentöse Therapie, um ein Fortschreiten der Herzerkrankung zu erreichen ist zurzeit jedoch nicht möglich.

Die Besitzer werden zudem auch zu Hause instruiert die Atemfrequenz ihrer herzkranken Haustiere regelmäßig zu zählen und bei Veränderungen sich mit dem jeweiligen Tierarzt kurzzuschließen. Nur so ist eine ideale und schonende Therapie möglich. Bei hochgradigen Herzerkrankungen ist die Prognose meist vorsichtig bis schlecht. Mit Therapie ist aber oft noch für gewisse Zeit eine gute Lebensqualität erreichbar.