Ein gesundes Gebiss ist ein wichtiger Bestandteil für das Wohlbefinden unserer Haustiere. Die Zahnmedizin hat sich in den letzten Jahrzehnten enorm weiterentwickelt und grundsätzlich bestehen ähnliche Möglichkeiten wie beim Zahnarzt.
Leider begegnet man als Tierarzt immer wieder Tieren, die seit Jahren mit schweren Zahnproblemen (z.B. Zahnfrakturen, Zahnfleischproblemen, bis hin zu tumorösen Veränderungen) leben und trotzdem normal fressen. Dennoch ist davon auszugehen, dass das Zahnfleisch und die Zähne unserer vierbeinigen Begleiter genauso empfindlich sind, wie bei uns Menschen, auch wenn sie erst viel später Symptome zeigen. Aus diesem Grund ist es daher genauso wichtig, auf die Zahngesundheit seines Tieres zu achten.
Die Vorsorge beginnt hier bereits beim Jungtier. Sei es frühzeitig einen abgebrochenen Milchzahn zu erkennen und durch adäquate Therapie einen Schaden am bleibenden Zahn zu verhindern, oder Probleme im Zahnwechsel, wie beispielsweise Zahnfehlstellungen zu bemerken. Die Funktionalität des Bisses und Schmerzfreiheit des Tieres sollte hier stets im Vordergrund stehen.
Häufige Erkrankungen
Diagnostik
Während früher Kieferröntgen mit der herkömmlichen Röntgenröhre durchgeführt wurden, werden heute hochauflösende Detailröntgen mit dem Dentalröntgen angefertigt. So können wie beim Zahnartz hochauflösende Röntgenbilder ohne Überlagerung mit anderen knöchernen Strukturen angefertigt werden, welche beim herkömmlichen Röntgen eine Interpretation stark einschränkten oder gar unmöglich machten. Mit dem Dentalröntgen werden Aufnahmen einzelner Zähne gemacht, sodass sich der Zahnhalteapparat, knöcherne Strukturen und der Zahn selbst hochauflösend beurteilen. Auch feine Zahnfissuren oder kleine Wurzelspitzenabszesse können somit entdeckt werden. In speziellen Fällen kann auch mittels Computertomographie ein noch genaueres, übersichtliches, dreidimensionales Bild des Kiefers angefertigt werden. Besonders bei Traumapatienten, Fehlbildungen, Tumorverdacht ist die Schnittbilddiagnostik mittels Computertomographie vorzuziehen.
Therapie
Die meisten Behandlungen müssen in Vollnarkose durchgeführt werden. Eine moderne Narkose und Überwachung auf humanmedizinischem Standard reduziert das Narkoserisiko dabei auf ein Minimum.
Bei Routineterminen zur Zahnreinigung werden die Zähne mittels Ultraschallscaler vom Zahnstein befreit und anschließend poliert. Diese Prozedur ist Ihnen wahrscheinlich vom Zahnarzt bekannt. Auf den in Narkose angefertigten Zahnröntgen kann dann beurteilt werden ob auch Zähne extrahiert oder anderweitig (Wurzelbehandlung, Vitalamputation, …) behandelt werden sollten.
Auch aufwendigere Eingriffe, wie die Versorgung von Kieferfrakturen oder Korrekturen von Zahnfehlstellungen werden regelmäßig durchgeführt.
Heilungsverlauf und Prognose
Der Heilungsverlauf und die Prognose bei Zahnerkrankungen hängt maßgeblich von der Art der Erkrankung ab. Vor allem ein vorsorgliches Eingreifen mit einer guten vorgehenden Diagnostik kann Erkrankungen verhindern, welche zum Zahnverlust führen können. Wie kaum ein anderes Fachgebiet, werden die Zähne bei Tieren leider sehr stiefmütterlich behandelt und auch bekannte Probleme werden häufig ignoriert. Dennoch sollte man sich bewusst machen, dass Zahnschmerzen die Lebensqualität deutlich einschränken können und wenn das Tier zum Fressen aufhört der Zustand schon sehr weit fortgeschritten ist.
Wie in der Humanmedizin, ist auch in der Veterinärmedizin die Prophylaxe wichtig. Schon bei Jungtieren gehört von Anfang an die Kontrolle des Gebisses seitens des Besitzers und des Tierarztes dazu und eine regelmäßige Zahnhygiene kann dauerhaft ein gesundes Gebiss erhalten.
Quellen
- Reiter AM & Gracis M (2018): Canine and feline Dentistry and oral Surgery. BSAVA, British Small Animal Veterinary Association.
- Gorell C (2006): Zahnmedizin bei Klein- und Heimtieren. Elsevier, Urban & Fischer Verlag, München.
- Eickhoff M (2017): Bild-Atlas der Zahnbehandl