Die Augenheilkunde oder Ophthalmologie ist die Lehre vom Bau, der Funktion und den Erkrankungen und Funktionsstörungen des Sehorgans, seiner Anhangsorgane sowie des Sehsinnes und deren medizinischen Behandlung. Das Auge ist ein sehr komplexes Organ und die Diagnostik und Therapie von Augenerkrankungen ist ein eigenes Fachgebiet in der Veterinärmedizin. Fundiertes Fachwissen, Erfahrung und eine entsprechende Ausrüstung sind hier von Bedeutung. Weiter muss berücksichtigt werden, dass das Auge Krankheiten anderer Körperregionen widerspiegeln kann – daher ist die Untersuchung des gesamten Patienten wichtig und notwendig.

Häufige Erkrankungen

Diagnostik

Neben der schon erwähnten allgemeinen Untersuchung des Patienten wird eine spezielle klinische Augenuntersuchung durchgeführt. Diese beinhaltet je nach Fragestellung standardmäßige Untersuchungen wie:

  • Spaltlampenuntersuchung: Mit dem Spaltlampenmikroskop wird das Auge unter geeigneter Beleuchtung und hoher Vergrößerung untersucht.
  • Schirmer Tränentest: Der Schirmer-Test dient der objektiven Messung der Tränenproduktionsmenge des Auges. Hierbei wird ein schmaler Filterpapierstreifen in den äußeren Lidwinkel in den Bindehautsack eingehängt.
  • Fluoreszinfärbung: Durch den Fluoreszintest können Hornhautdefekte diagnostiziert werden.
  • Blutdruckmessung: die Blutdruckmessung ist vor allem bei Blutungen in das Auge ein wichtiges diagnostisches Mittel.

In spezellen Fällen werden zusätzliche Untersuchungen durchgeführt:

    • Tonometrie: bei Verdacht auf einen erhöhten Augendruck (Glaukom / grüner Star) wird der Augeninnendruck mit einem Tonometer gemessen
    • Direkte und indirekte Ophthalmoskopie: Die Ophthalmoskopie ist die Betrachtung des Augenhintergrunds, insbesondere die Untersuchung der Retina, Papille und der sie versorgenden Blutgefäße. Sie wird mit Hilfe eines Ophthalmoskops durchgeführt.
    • Untersuchung der ableitenden Tränenwege
    • Entnahme zytologischer und bakterieller Proben
    • Biopsien von äußeren und inneren Augenstrukturen
    • Parazentese: mithilfe der Parazentese kann durch Punktion der vorderen Augenkammer Kammerwasser abgelassen werden (zB zur Druckentlastung bei Glaukom) bzw um Proben von Kammerwasser zu gewinnen zur weiteren Untersuchung.
    • Ultraschalluntersuchungen des Auges und der Orbita
Untersuchung mittels Spaltlampe

Untersuchung mittels Spaltlampe

Schirmer-Tränen Test

Schirmer-Tränen Test

Augeninnendruckmessung (Tonometrie)

Augeninnendruckmessung (Tonometrie)

Augenuntersuchung mit Fluorescintest

Augenuntersuchung mit Fluorescintest

Therapie

Konservative Therapie

Viele Augenerkrankungen werden mittels geeigneter Medikamente therapiert. Mit Augensalben und Tropfen können Entzündungen, Augenverletzungen, Infektionen, Einblutungen durch Bluthochdruck behandelt werden. Meist ist eine lokale Therapie mehrmals täglich anzuwenden.

Operationen

Häufige Eingriffe stellen Operationen an den Augenlidern (Lidfehlstellungen), die Behandlung von Hornhautdefekten und bei irreparablen Augenerkrankungen (massive Verletzungen oder Tumoren) die Enukleation (Entfernung des Augapfels) dar.

Bindehautlappen: Bei tiefen Hornhautgeschwüren oder Perforation kann das Auge gerettet werden indem ein Lappen aus der Bindehaut (Konjunktiva) über den Hornhautschaden genäht wird. So wird die betroffene Region sofort mit Blutgefäßen versorgt. Nach 4-8 Wochen wird der Stiel des Lappens durchtrennt und das sich zurückbildende Gewebe hinterlässt eine weiße durchscheinende Narbe.

Nickhautschürze: Manche Augenverletzungen heilen wenn die Hornhaut vorrübergehend abgedeckt wird. Das dritte Augenlid kann hierfür verwendet werden. Nach ein bis zwei Wochen kann diese Naht einfach gelöst werden.

Okulares Brachycephalensyndrom: Kurzschnäuzige Rassen (v.a. Möpse) zeigen fast immer ein nasales Entropium (Rolllid). Durch das ständige Reiben der Haare auf der Hornhaut entsteht eine chronische Hornhautentzündung. Durch diese chronische Entzündung wandern Pigmente ein, die zu einer Seheinschränkung führen können. Bei der chirurgische Korrektur wird am inneren Augenwinkel ein kurzes Stück des Lidrandes entfernt und anschließend die Wundränder vernäht (nasale Kanthusplastik)

Hornhautchirurgie: Kleine Verletzungen der Hornhaut können mit einem sehr feinen Nahtmaterial direkt genäht werden. Eine Ablösung des Hornhautepithels durch einen indolenten Ulkus kann mittels Abfräsen der losen Hornhautschicht oder einer Gitterkeratektomie behandelt werden.

Enukleation: Grundsätzlich ist der Rat zur Enukleation (chirurgisches Entfernen des Augapfels) gegeben, wenn das Auge irreversibel (unrettbar) blind und schmerzhaft ist oder ein Tumor („Krebs“) im Auge wächst. In diesem Fall ist eine Enukleation die beste Wahl.

Heilungsverlauf und Prognose

Die Prognose ist von der Art und dem Grad der Augenerkrankungen abhängig. Wie bei jeder anderen Erkrankung, sind ein schnelles Eingreifen und eine frühzeitige Behandlung essentiell für den Erfolg. Vor allem Erkrankungen der Hornhaut und des inneren Auges sind sehr schmerzhaft und führen schnell zu irreversiblen Schäden. In der Augenheilkunde ist zudem ein Zuwarten manchmal ein fataler Fehler, der mit Verlust des Augenlichtes enden kann. Genau aus diesem Grund sind uns eine genaue Untersuchung mit schneller Diagnosestellung, adäquater Therapie und eine engmaschige, persönliche Betreuung der Patienten so wichtig. Der Erfolg der Behandlung ist in dem Bereich der Augenheilkunde nur durch ein gutes und vertrauensvolles Zusammenarbeiten mit Besitzer und Tierarzt gegeben.