Neurochirurgie umfasst Operationen am Nervensystem, im engeren Sinn an der Wirbelsäule, dem Gehirn und an peripheren Nerven. Zu den Standardoperationen in diesem Fachgebiet zählen Bandscheibenvorfälle, Operationen am lumbosakralen Übergang (Cauda-Equina-Kompressionssyndrom) und seltener Gehirn- und Rückenmarkstumore. Besonders wichtig vor der Operation ist die genaue Diagnostik um die Prognose abzuschätzen und den Eingriff planen zu können.

Häufige Erkrankungen

Bandscheibenvorfall beim Hund

Diagnostik

Mittels Röntgen, Computertomographie und Magnetresonsanz lassen sich genaue Einblicke in das komplexe System der Wirbelsäule, der Nervenbahnen sowie dem Gehirn gewinnen.
Erst dann kann über die Vorgehensweise entschieden und die Prognose eingeschätzt werden.

Atlantoaxiale-Instabilitaet

Atlantoaxiale-Instabilität: Verschiebung der ersten beiden Halswirbeln

CT Meningeom Kopf

Mittels Computertomographie lässt sich der Gehirntumor (Meningeom) genau lokalisieren und eine Operation planen.

Wobbler-Syndrom

Zervikale Spondylomyelopathie (Wobbler-Syndrom): Bei Beugung des Halses wird das Rückenmark zwischen dem 5. und 6. bzw. 6. und 7. Halswirbel durch eine Vorwölbung der Bandscheiben eingeschnürt. Diese Instabilität wurde mittels Myelographie mit Kontrastmittel sichtbar gemacht.

Chirurgische Korrektur des Wobbler-Syndroms

Chirurgische Korrektur des Wobbler-Syndroms: die Instabilität zwischen dem 6. und 7. Halswirbel wurde mit einem Implantat stabilisiert.

Therapie

Operationen

Operationen am Nervensystem erfordern eine spezielle Ausbildung und setzten eine fortgeschrittene chirurgische Erfahrung voraus. Neben häufiger durchgeführten chirurgischen Eingriffen – wie der Operation von Bandscheibenvorfällen – werden auch Frakturen und Tumore an der Wirbelsäule operiert.

Bandscheibenvorfälle stellen die häufigste Indikation für Operationen an der Wirbelsäule dar. Vorfälle können dabei an fast allen Bereichen der Wirbelsäule auftreten. Je nach Lokalisation sind hierfür unterschiedliche Operationstechniken indiziert.
Bei Wirbelfrakturen oder Luxationen ist vor allem der neurologische Zustand vor der OP entscheidend. Ohne schwere neurologische Ausfälle und bei geringerer Instabilität kann auch ein konservatives Vorgehen ohne Operation gut funktionieren. Sofern eine Wirbelfraktur zu deutlichen neurologischen Ausfällen führt, ist eine chirurgische Stabilisierung häufig anzuraten. Im gemeinsamen Gespräch wird nach einer ausführlichen Untersuchung und den bildgebenden Befunden gemeinsam mit dem Besitzer das weitere Vorgehen besprochen.
Seltener vorkommende Tumore der Wirbelsäule können nur in Ausnahmefällen chirurgisch entfernt werden.

Bei Tumoren des Gehirns ist eine Operation nur in ausgewählten Fällen zu empfehlen, wobei am häufigsten Meningeome operativ entfernt werden. Für andere Gewächse kann eine Bestrahlung oder Chemotherapie sinnvoll sein oder es ist gar nur eine palliative Therapie möglich.

CT_Bandscheibenvorfall

Abb. 5: CT_Bandscheibenvorfall

Abb. 5: Bandscheibenvorfall Lendenwirbelsäule nach der Operation

Bandscheibenvorfall Lendenwirbelsäule nach der Operation

Rueckenmarkstumor

Rückenmarkstumor (Meningeom). Am Übergang der Brust- zur Lendenwirbelsäule

CT 3D-Rektonstruktion nach Laminektomie und Resektion des Tumors

CT 3D-Rektonstruktion nach Laminektomie und Entfernung des Rückenmarkstumors

Heilungsverlauf und Prognose

Wie erwähnt, hängt die Prognose stark von der Diagnose, dem neurologischen Zustand ab. Besonders bei Bandscheibenvorfällen mit neurologischen Ausfällen ist eine frühzeitige Diagnose wichtig um bei Bedarf chirurgisch eingreifen und so irreversiblen Schäden vorbeugen zu können. In gewissen Fällen mit z.B. kompletter schlaffer Lähmung ist die Prognose nach OP derartig ungünstig, dass von einer OP abgesehen werden sollte. Für uns ist besonders die Kommunikation mit dem Tierbesitzer wichtig, damit dieser die Lage richtig einschätzen kann und so für sich und sein Tier die beste Entscheidung treffen kann.

Quellen

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