Home » Lexikon » Hypertrophe Kardiomyopathie (HCM) der Katze

Dr. Peter Modler

Kardiologie, Ultraschall, Chirurgie

INHALTSVERZEICHNIS

Zusammenfassung

Die Hypertrophe Kardiomyopathie ist die häufigste Herzerkrankung der Katze und führt in der Regel zu einer langsam fortschreitenden Dickenzunahme der Herzmuskelwand. Rasseprädispositionen bestehen für die Maine Coon, Ragdoll, American Shorthair, British Shorthair, Norwegische Waldkatze, Perser, Burmese, Türkische Van, Scottish Fold und Sphynx. Die Erkrankung kommt aber selbstverständlich auch bei „normalen“ Hauskatzen vor.  Sie kommt bei männlichen und weiblichen Tieren gleichermaßen vor.

Ursache

Verursacht wird die HCM durch Genmutationen, welche zur Bildung schadhafter Herzmuskelzellen führen. Um dies auszugleichen, werden neue muskuläre Einheiten gebildet. Dies führt zur Dickenzunahme (sog. Hypertrophie), welche entweder symmetrisch verteilt, oder in bestimmten Regionen des Herzens besonders ausgeprägt sein kann. Durch die Veränderung der Kammerarchitektur wird das vordere Segel der Mitralklappe häufig während der Systole (Austreibungsphase) unterhalb der Hauptschlagader in den Ausflusstrakt gezogen. Man spricht vom sogenannten SAM (systolic anterior motion).

Dadurch wird einerseits die Mitralklappe undicht, andererseits der Blutausstrom aus dem linken Herzteil gestört. Dieser Vorgang tritt als hörbares Herzgeräusch in Erscheinung. Durch die Zunahme der Muskeldicke, sowie der Steifigkeit des Herzmuskels kann das Blut aus dem Herzvorhof nicht mehr ungehindert von der Hauptkammer weitertransportiert werden. Durch die mangelnde Auswurfleistung ist zudem der Organismus bestrebt, das Herz mit einem höheren Blutvolumen anzufüllen. Die Vorkammer wird dann zunehmend größer. Sobald die Pufferkapazität der Vorkammer überschritten ist, kommt es zum Lungenödem (Wasser in der Lunge), oder zum Liquidothorax (Wasser im Brustraum außerhalb der Lunge). Im vergrößerten Vorhof können sich überdies Blutgerinnsel bilden. Diese werden ausgeschwemmt und können zu einer Embolie (Verschluss eines Gefäßes durch ein Blutgerinnsel) der Hauptschlagader führen. Durch die Mangeldurchblutung kommt es zur Schwäche und schließlich zur Lähmung der Hinterbeine. Diese Mangeldurchblutung ist außerdem ausgesprochen schmerzhaft.

Symptome

Häufig werden Katzen kardiologisch untersucht, weil im Rahmen der Routineuntersuchung (Impfung) ein Herzgeräusch festgestellt wurde. Während ein Herzgeräusch bei manchen Tieren ein Zeichen einer schweren Erkrankung sein kann, haben hingegen auch gesunde Tiere manchmal ein Herzgeräusch (zB stressbedingt bei hoher Herzfrequenz). Daher ist das bloße Vorhandensein eines Herzgeräusches kein Beweis für das Vorliegen einer Herzerkrankung. Ebenso schließt das Fehlen eines Herzgeräusches eine (schwere) Herzerkrankung leider nicht aus.

Typische Krankheitszeichen bei einer Herzerkrankung Herzerkrankung:

  • Atemnot (schnelle Atmung)
  • Fressunlust
  • Schwäche, schnelle Ermüdung
  • Lahmheit der Hintergliedmaßen
  • schockähnliche Symptomatik (Seitenlage)

Katzen mit Atemnot sind akut gefährdet und müssen umgehend zur Untersuchung vorgestellt werden!!!

Diagnose

Die Diagnostik einer Hypertrophen Kardiomyopathie beruht zunächst auf der Ultraschalluntersuchung. Dabei können die Dicke der Herzwand, eine eventuell vorhandene abnorme Bewegung der Mitralklappe, die Größe des linken Vorhofes, sowie Funkionsstörungen des Herzmuskels evaluiert werden. Auch das Risiko einer Thrombembolie kann abgeschätzt werden. Ein evtl. vorhandener Liquidothorax (Flüssigkeit in der freien Brusthöhle) und ein Lungenödem (Wasser in der Lunge) sind ebenso im Ultraschall auffällig.

Bei Katzen mit Atemnot werden außerdem Röntgenaufnahmen angefertigt.

Wichtig ist, dass auch andere Erkrankungen ein ähnliches Erscheinungsbild des Herzes verursachen können. Dazu zählen insbesondere die Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion), Bluthochdruck und Herzmuskelentzündung. Zur Diagnostik müssen diese Erkrankungen daher ausgeschlossen werden.

Im Rahmen von Zuchtuntersuchungen wird die Dicke der Herzwand in der Diastole als Hauptkriterium herangezogen. Gentests, wie sie von kommerziellen Labors angeboten werden, machen in der Diagnostik der Hypertrophen Kardiomyopathie, insbesondere bei Zuchtuntersuchungen, keinen Sinn. Eine Beurteilung nach dem Resultat eines Gentests ist als unseriös zu werten.

Andererseits kann für Routineblutuntersuchungen vor zB Narkosen ein „Herzschnelltest “ (sog.“Pro BNP“) hilfreich sein, um im positiven Testfall die Katze einem Herzultraschall zu unterziehen. Aufgrund des Herzultraschalls kann das Narkoserisiko abgewogen werden

Therapie

Falls akut Stauungserscheinungen vorliegen, sind eine sofortige stationäre Aufnahme und Intensivtherapie nötig.
Die Therapie der Hypertrophen Kardiomyopathie muss vom erfahrenen Kardiologen in jedem Fall individuell angepasst und kontrolliert werden. Da das Lungenödem bei der Hypertrophen Kardiomyopathie meist sehr plötzlich und fulminant entsteht, ist man bemüht, bei Risikopatienten frühzeitig Entwässerungsmedikamente einzusetzen. Gerinnungshemmer sind in vielen Fällen nötig, um das Risiko einer Thrombembolie zu reduzieren.
Über die Effektivität verschiedener Wirkstoffe in Hinblick auf die Therapie der Hypertrophen Kardiomyopathie ist generell wenig bekannt. Daher muss im Rahmen der Therapieauswahl auch auf die Lebensgewohnheiten bzw. die Therapierbarkeit der Katze (Wie einfach lassen sich Tabletten eingeben?) Rücksicht genommen werden. Ein “Schema-F” gibt es bei Katzen mit Hypertropher Kardiomyopathie nicht.

Quellen

Kresken J.-G., Wendt R.T., Modler P., (2017) Praxis der Kardiologie Hund und Katze

Tobias R., Skrodzki M., Schneider M. , (2007) Kleintierkardiologie kompakt

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