Zusammenfassung
Im Bereich der Bizepssehne können verschiedene Erkrankungen auftreten, wie die Bizepstendinitis oder –tendovaginitis (Sehnenentzündung bzw. Sehnenscheidenentzündung), eine Teilruptur der Bizepssehne, eine Bizepssehnenluxation sowie ein Bizepssehnenimpingement durch einen verdickten Supraspinatusmuskel.
Im Falle einer initialen Entzündung erfolgt die Therapie zunächst konservativ durch Corticosteroidinjektionen und Physiotherapie. Teilrupturen und Luxationen bedürfen in der Regel einer chirurgischen Therapie.
Ursachen
Chronische Überlastung, aber auch akute oder chronische Traumata stellen in vielen Fällen die Ursache für Entzündungen, Rupturen und Luxationen dar. Ein verdickter Supraspinatusmuskel kann ursächlich für ein Bizepssehnen Impingement sein, was in der Folge zu einer Bizepssehnenentzündung und Schmerzen führt.
Welche Hunde sind häufiger betroffen
Am häufigsten sind eher ältere und größere Hunde betroffen wie Schäferhunde, Rottweiler und andere sportlich aktive Hunde, theoretisch jeder Rasse. Seltener sind große übergewichtige Hunde betroffen.
Symptome
Bei der Bizepstendinitis oder –tendovaginitis bestehen die Symptome meist chronisch und oft nur intermittierend nach Belastung. Im Falle einer Teilruptur oder Luxation tritt die Lahmheit oft akuter und deutlich stärker ausgeprägt auf. Besonders bei Hunden mit einer Luxation liegt meist eine sehr starke Lahmheit vor, wobei diese auch intermittierend auftreten kann, nämlich dann, wenn die Sehne hin und luxiert.
In der klinischen Untersuchung sind die Hunde bei Manipulation wie Streckung und Beugung der Schulter, v.a. bei Druck auf die Bizepssehne schmerzhaft. Im Falle einer Luxation ist die Schulter oft stark geschwollen und extrem schmerzhaft bei Manipulation.
Diagnose
Die klinische Untersuchung liefert einen ersten Hinweis auf eine Schultergelenkserkrankung. Zur weiteren genauen Diagnosestellung wird meist eine Kombination aus Ultraschall und CT durchgeführt. Eine Entzündung und auch eine Teilruptur wird hier in den meisten Fällen erkannt. Bei einer Luxation kann die Diagnosestellung schwieriger sein, da sich die Sehne nicht immer in der luxierten Position befinden. Der Goldstandard zur Diagnostik ist in unklaren Fälle die Arthroskopie des Schultergelenkes.
Die wichtigsten Differentialdiagnosen stellen andere Erkrankungen des Schultergelenkes dar, wie z.B. eine dislozierte OCD Schuppe oder eine mediale Schulterinstabilität durch Bandruptur, aber auch ein Plexustumor kommt bei ähnlicher Symptomatik in Frage.
Therapie
Im Falle einer Tendinitis oder Tendovaginitis wird zunächst ein konservativer Therapieversuch durch intraartikuläre Corticosteroid Injektionen, Ruhigstellung und gezielte Physiotherapie gestartet. In über 50% der Fälle kann durch eine ein- oder mehrmalige Injektion ein Ausheilen erreicht werden. Nur bei refraktären Fällen wird eine chirurgische Therapie in Erwägung gezogen.
Bei einer Teilruptur wird in der Regel chirurgisch behandelt, da nicht mit einem Ausheilen der Sehne zu rechnen ist, und die rupturierte Sehne zu einer permanenten Entzündung im Schultergelenk führt. Traditionell wird die Sehne an ihrem Ursprung am Schulterblatt unter arthroskopischer Kontrolle durchtrennt (sogenannte Tenotomie). In einigen Fällen kann dies auch unter Ultraschallkontrolle erfolgen. Die Sehne sucht sich dann selbst eine Ort weiter unten am Oberarmknochen, an welchem sie sich durch Verklebungen wieder anheftet. Für einen Familienhund sind hierbei gute Ergebnisse erzielbar. Bei Sport- oder Diensthunden führen wir in der Regel nach dem Absetzen der Sehne eine Bizepssehnenreinsertion (sogenannte Tenodese) am Oberarmknochen durch, da die Hunde unserer Erfahrung nach wieder deutlich schneller im Sport geführt werden können und auch wieder ihre volle Einsatzfähigkeit erreichen. Bitte sprechen Sie uns darauf an, wenn Sie an dieser Methode interessiert sind.
In allen Fällen empfehlen wir postoperativ eine gezielte Physiotherapie, welche die Rekonvaleszenzzeiten noch einmal verkürzen kann.
Im Falle einer Luxation wird die Diagnose zunächst in einer Arthroskopie verifiziert, da die Sehne häufig nur temporär luxiert und die Diagnosestellung nicht immer ganz einfach ist. Traditionell wurde das Band, das die Bizepssehne in ihrer Rinne hält, ersetzt. Unserer Erfahrung nach hat die Arthroskopie jedoch gezeigt, dass in den meisten Fällen auch Teilrupturen oder zumindest starke Entzündungen der Bizepssehne als Begleiterscheinung vorliegen. Meist raten wir daher auch in den Fällen von Luxation zu einer Tenotomie oder Tenodese.
Sollte der Supraspinatus Muskel verdickt und ursächlich für eine Bizepstendinits durch Impingement sein, kann initial auch mit einer konservativen Therapie gestartet werden. In einigen Fällen wird ein chirurgisches „Debulging“ nötig sein, d.h. man entfernt die veränderten Anteile des Supraspinatusmuskels und befreit hierdurch die Bizepssehne, deren Entzündung sich in der Folge deutlich bessern sollte.
Prognose
Die Prognose ist im Allgemeinen gut, wenn die Diagnose richtig gestellt und die richtige Therapie gestartet wird. Bei fortgeschrittener Arthrose im Schultergelenk oder im Bereich der Bizepssehnenscheide ist die Prognose vorsichtiger.
Quellen
- Tobias KM & Johnston SA (2012): Veterinary surgery small animal. Elsevier, St. Louis, 1. ed.
- DeCamp CE, Johnston SA, Dejardin LM, Schaefer SL (2016): Handbook of Small Animal Orthopedics and Fracture Repair. Elsevier, St. Louis