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Mag. Raphael Buchegger

Allgemeinmedizin, Vorsorgemedizin

INHALTSVERZEICHNIS

Die Schilddrüsenüberfunktion ist ein typisches Problem älterer Katzen. Diese Erkrankung ist sehr häufig und tritt meist ab dem 1. Lebensjahr auf. Die Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion können anfänglich kaum merkbar sein und nur langsam fortschreitend. Typischerweise wird das Fell betroffener Katzen stumpf und struppig und sie nehmen trotz erhaltenem oder sogar gesteigertem Appetit ab. Außerdem treten häufig Unruhe und manchmal. aggressives Verhalten auf – Wesensänderungen bei Katzen sind nicht immer nur „dem Alter“ zuzuschreiben.
Die feline Hyperthyreose ist eine Überfunktion der Schilddrüse, bei der die Schilddrüsenhormone Thyroxin T4, Trijodthyroxin T3 und Calcitonin vermehrt produziert und ausgeschüttet werden.
Schilddrüsenhormone beeinflussen viele Organe im tierischen Körper – daher führt eine unbehandelte Hyperthyreose oftmals auch zu sekundären Problemen wie beispielsweise einer thyreotoxischen Kardiomyopathie (Herzmuskelerkrankung) , hohem Blutdruck (Hypertension) mit folglicher Netzhautablösung und Blutung in die Netzhaut. Letzteres führt zur akuten Erblindung des Patienten . Eine Schilddrüsenüberfunktion kann auch bestehende zusätzliche Erkrankungen, wie zum Beispiel die chronische Nierenerkrankung, verschleiern. Diese beiden Erkrankungen gehen bei älteren Katzen oft Hand in Hand.
Im Vergleich zur Katze haben Hunde eigentlich nie eine Schilddrüsenuberfunktion, sondern eher eine Schilddrüsenunterfunktion. Nur wenn Hunde mit Schlundfleisch gefüttert werden (enthält Schilddrüsengewebe) kann eine fütterungsbedingte Schilddrüsenüberfunktion auch beim Hund auftreten.

Ursache

Eine feline Hyperthyreose wird meist durch eine gutartige, tumoröse Vergrößerung einer oder beider Schilddrüsenlappen verursacht. Bei bis zu 20 % der Fälle kann es sich auch um eine Umfangsvermehrung von ektopischem Schilddrüsengewebe (versprengtes Schildrüsengewebe an anderen Stellen im Körper handeln. In seltenen Fällen kann eine feline Hyperthyreose aber auch die Folge eines malignen Schilddrüsenkarzinoms (bösartigen Schilddrüsentumors) sein.

Die genaue Ursache der felinen Hyperthyreose bleibt aber bis heute ungeklärt.

Symptome

Viele der Symptome treten anfänglich unterschwellig und kaum zu erkennen auf. Der Krankheitsverlauf ist nur sehr langsam fortschreitend. Dadurch werden die schleichenden Veränderungen oftmals dem zunehmenden Alter zugesprochen.

Typische Symptome sind:

  • Gewichtsverlust bei erhaltenem oder gesteigertem Appetit
  • Muskelschwund
  • Stumpfes, verfilztes, „ungepflegtes“ Haarkleid
  • Vermehrtes Trinken und damit verbundener vermehrter Harnabsatz
  • Unruhe, vermehrte Aktivität, vermehrtes Miauen, Verwirrtheit
  • Reizbarkeit bis hin zu Aggressivität
  • Gesteigerte Atemfrequenz und Herzrasen
  • Erbrechen und Durchfall
  • Bei ca. 10 % der hyperthyreoten Katzen äußern sich die Symptome untypisch in einem apathischen, lethargischen Verhalten und in Inappetenz.
  • In dramatischen Fällen können die Katzen auch akute Atemnot entwickeln (thyreotoxische Krise)

Diagnose

Klinische Untersuchung

Bei vielen Katzen mit Schilddrüsenüberfunktion ist eine Umfangsvermehrung im Halsbereich fühlbar und die oben genannten Symptome feststellbar. Allerdings ist kein klinisches Symptom absolut typisch für die feline Hyperthyreose.

Laborbefunde

Das Schilddrüsenhormon T4 ist typischerweise deutlich erhöht. Auch leicht bis mittelgradig erhöhte Leberwerte sind typisch.

Bildgebende Diagnostik

Mittels Szintigraphie kann eine Schilddrüsenüberfunktion eindeutig belegt werden. Auch das eventuelle Vorliegen von ektopischem Schilddrüsenmaterial kann nachgewiesen werden. Bei dieser Technik wird ein Radionuklid (Technetium-99m) gespritzt und diese reichert sich im aktiven Schilddrüsengewebe an. Mittels einer Gammakamera (Szintigraph) können die Strukturen des Schilddrüsengewebes dargestellt werden und der Prozentsatz der Technetium-99m-Aufnahme zur Diagnosestellung gemessen werden. Dieses Verfahren bleibt meist Universitätskliniken vorbehalten.

Therapie

Tabletten

Die Therapie mit Thyreostatika ist einfach durchführbar und wird daher am häufigsten angewendet.

Medikamente, welche die Produktion von Schilddrüsenhormonen hemmen (zB Carbimazol, Thiamazol), sind während der regelmäßigen Anwendung zu 95 % erfolgsversprechend. Bei Absetzen der Medikation ist allerdings ein Rückfall zu 100 % garantiert.

Die Wirkstoffe gibt es in verschiedenen Darreichungsformen, wie zur oralen (Tabletten) oder auch transdermalen (Gel, das in die Ohrmuschel aufgetragen wird) Therapie. Allerdings müssen die Medikamente teils mehrmals täglich lebenslang verabreicht/angewendet werden. Die Behandlung muss durch klinische Untersuchungen und Labortests regelmäßig kontrolliert werden und die Dosierung ggf. angepasst werden. Nebenwirkungen können sein: Erbrechen, Appetitlosigkeit, Blutbildveränderungen, Leberwerterhöhungen. Das Tumorwachstum wird durch die Medikation nicht gehemmt.

Diätfuttermittel

Hill’s y/d Diätfuttermittel mit reduziertem Jodgehalt zeigt zu ca. 82 % Wirkung, sofern die Diät streng eingehalten wird und zusätzlich nur jodarme Leckerlis und Wasser verabreicht werden. Diese Diät eignet sich ebenfalls gut für Katzen mit zusätzlicher chronischer Niereninsuffizienz.

Chirurgische Entfernung der Schilddrüse: Thyreoidektomie

Die Heilungsrate beträgt über 90 %, wenn beide Schilddrüsenlappen entfernt werden. Bei den bis zu 20 % der Fälle mit ektopischem Schilddrüsengewebe wäre eine Thyreoidektomie allerdings nicht heilend.

Auch wenn der Eingriff keine bestimmten Voraussetzungen braucht, ist er trotzdem sehr riskant: es herrscht ein erhöhtes Narkoserisiko auf Grund des Hyperthyreoidismus und dessen Begleiterkrankungen, es besteht eine erhöhte Gefahr der Verletzung der Nebenschilddrüse und daraus folgender Hypoparathyreoidismus (Unterfunktion der Nebenschilddrüse mit folglicher Störung des Calciumhaushalts) und der Schädigung umliegender Nerven (Folgen können sein: Horner-Syndrom, Larynxparalyse). Vor allem wenn beide Schilddrüsen entfernt werden muss mit einer Unterfunktion an Schilddrüsenhormonen gerechnet werden

und diese wiederum mit Tabletten behandelt werden. Die Entfernung der Schilddrüse stellt eine absolute Ausnahmetherapie dar und gehört keinesfalls zur Standardbehandlung der Schilddrüsenüberfunktion.

Radiojodtherapie (131I)

Diese Therapie wird meist ausschließlich auf Universitätskliniken durchgeführt (in Österreich ist diese die VetMed Uni Wien)

In über 95 % der Fälle ist diese Methode heilend. Der Katze wird radioaktives 131Jod verabreicht (in das Maul oder per Injektion), welches sich ausschließlich in der Schilddrüse und gelegentlich in ektopem Schilddrüsengewebe anreichert und einlagert. In Arealen mit Überfunktion der Schilddrüse kommt es zu einer intensiven lokalen Bestrahlung der kranken Schilddrüsenanteilen mit Beta-Strahlung. Durch die sehr geringe Reichweite der Beta-Strahlen im Körper erzielt man eine maximale Strahlungswirkung auf erkranktes Gewebe unter Schonung der gesunden Gebiete und der Umgebung. Aufgrund der freigesetzten Gamma-Strahlung ist ein mehrtägiger stationärer Aufenthalt in der Klinik erforderlich und spezielle Maßnahmen in den ersten zwei Wochen nach Entlassung sind für die Besitzer zu beachten.

Die Radiojodtherapie ist insbesondere die erfolgreichste Therapie bei einem Schilddrüsenkarzinom. Die Behandlung hat wenig Nebenwirkungen und das Risiko einer permanenten Hypothyreose ist minimal. Diese Form der Behandlung kommt bei einer zusätzlichen Nierenerkrankung nicht in Frage. Eine Therapie mit Tabletten ist normalerweise nach dieser Behandlung nicht mehr notwendig. Somit ist diese Art der Therapie vor allem bei „jüngeren“ Patienten und Patienten, die sich keine Tabletten eingeben lassen, geeignet.

Prognose

Wenn die feline Hyperthyreose einmal diagnostiziert ist, besteht eine gute Prognose. Je nach angewandter Therapie besteht sogar die Chance auf eine vollständige Heilung. Bei Schilddrüsenkarzinomen ist die Prognose deutlich vorsichtiger und bei Bestehen von Metastasen sogar schlecht.

Quellen

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