Ursache
Die eitrige Gebärmutterentzündung ist eine Erkrankung, die unkastrierte Hündinnen und Katzen jeder Rasse betreffen kann und in der Regel einen Notfall darstellt. Das mittlere Alter zum Zeitpunkt des Auftretens beträgt zwischen 6,5 und 8,5 Jahren. Die Wahrscheinlichkeit der Erkrankung steigt also mit dem Alter. Erkranken können in selteneren Fällen aber auch jüngere Tiere. Der typische Zeitpunkt der Entstehung beträgt eine bis mehrere Wochen nach der Läufigkeit bzw. Rolligkeit, wobei es zur klinischen Symptomatik meistens erst vier bis acht Wochen nach der Läufigkeit bzw. Rolligkeit kommt. Unter dem Einfluss von Progesteron (dem trächtigkeitserhaltenden Hormon) kommt es mit jedem Geschlechtszyklus zum Wachstum und erhöhten Aktivität der sogenannten Endometrialdrüsen der Gebärmutterschleimhaut. Das Organ kann sich mit einer wässrigen oder schleimigen Flüssigkeit füllen und seine Widerstandsfähigkeit gegen Bakterien sinkt. Kommt es zum Aufstieg der Bakterien aus der Scheide in das Organinnere, entsteht eine eitrige Entzündung der Gebärmutter.
Die Bildung von Eierstockszysten sowie die Vorbehandlung mit Hormonen (Gestagenen) zur Läufigkeitsverschiebung oder Empfängnisverhütung der Hündin können ebenso ein Risikofaktor sein.
Symptome
Typische Symptome einer Pyometra sind
- eitriger, manchmal eitrig-blutiger Vaginalausfluss (kann bei einer geschlossenen Pyometra auch fehlen!)
- Mattigkeit
- Fressunlust
- Erbrechen
- umfangsvermehrter und schmerzhafter Bauch
- vermehrte Wasseraufnahme und Harnabsatz
- Hecheln
- Fieber kann auftreten, ist aber nur in ca. 20% der Fälle vorhanden
Bei einer unbehandelten eitrigen Gebärmutterentzündung verbreiten sich die Keime und Toxine über die Blutbahn im gesamten Organismus. Dies kann zu einem lebensbedrohlichen Zustand (Sepsis) führen.
Abhängig vom Hormonstatus der Hündin kann der Gebärmutterhals geschlossen bleiben, was zu einem mangelnden Scheidenausfluss und einer starken Eiterfüllung der Gebärmutter führt. Bei einem offenen Gebärmutterhals hat die Entzündung meistens einen langsameren Verlauf und ist am eitrigen Scheidenausfluss leichter zu erkennen. Der Ausfluss wird leider häufig übersehen, da viele Tiere durch ihr Putzverhalten diesen für die Besitzer unbemerkt lassen.
Diagnose
Bei Tieren mit den oben angeführten Symptomen und Verdacht auf eine Pyometra wird eine komplette Abklärung angeraten. Diese beinhaltet die klinische Untersuchung, ein großes Blutbild inkl. Organwerte, sowie eine Harnuntersuchung. Zur genaueren Lokalisation des Problems dient die Ultraschalluntersuchung der Bauchhöhle. Ggf. kann auch eine Röntgenuntersuchung durchgeführt werden. Der Vaginalausfluss kann unter dem Mikroskop genauer untersucht werden. Eine steril entnommene Gebärmutterflüssigkeit kann postoperativ für die bakteriologische Untersuchung eingeschickt werden.
Therapie
Eine Stabilisierung mittels Infusionstherapie und Breitband-Antibiotika muss so schnell wie möglich stattfinden. Dies ist besonders bei den Tieren wichtig, die aufgrund der Entzündung bereits eine verminderte Nierenfunktion aufweisen.
Die Therapie der Wahl bei der eitrigen Gebärmutterentzündung ist eine vollständige Kastration samt der Eierstöcke und der Gebärmutter (Ovariohysterektomie). Die Vorteile bestehen in einer sofortigen Entfernung der Infektionsquelle und somit den besten Heilungschancen für das Tier. Abhängig vom präoperativen Zustand des Tieres ist manchmal eine stationäre Aufnahme für ein bis mehrere Tage erforderlich.
Die rein medikamentöse Behandlung der eitrigen Gebärmutterentzündung ist generell nur bei sehr leichten Fällen und einem offenen Gebärmutterhals möglich. Bei den Tieren, bei denen noch ein Zuchtwunsch besteht, ist eine solche Therapie theoretisch möglich, wird aber aufgrund von sehr hohen Rezidivraten (Rate des Wiederauftretens) im nächsten Zyklus sowie einem viel höheren Risiko für den Patienten nicht empfohlen.
Prognose
Bei einer rechtzeitigen Behandlung und vor dem Beginn einer Sepsis ist die Prognose gut. Trotz einer angemessenen Therapie kommt es laut Literaturangaben zu einer Sterblichkeitsrate von 4 – 20%, da die Patienten häufig erst zu einem sehr späten Zeitpunkt der Erkrankung vorgestellt werden.
Quellen
- Nelson RW, Couto CG (2018): Innere Medizin der Kleintiere. Elsevier, 2. ed.
- Fossum TW (2013): Small animal surgery. Elsevier, St Louis, 4. ed.
- Norsworthy GD (2018): The feline Patient. Blackwell Publishing & Sons, Inc. 5. ed.