Ursache
Die Nickhaut ist eine Tränendrüse im dritten Augenlid bei Haussäugetieren. Gewisse Rassen neigen zu einer Vergrößerung mit anschließendem Vorfall dieser Drüse. Die genaue Ursache dafür ist unklar. Es wird vermutet, dass eine Art „Bindegewebsschwäche“ des Bandes, welches die Drüse an ihrem Platz hält, dafür verantwortlich ist. Somit ist die Drüse beweglicher und kann sich herausdrehen. Teilweise ist auch der Knorpel, der die Nickhaut stützt, gedreht
Symptome
Ein Nickhautdrüsenvorfall zeigt sich in einer kugeligen geröteten, an eine Kirsche erinnernden Vorwölbung, die den freien Rand der Nickhaut überragt. Im englischen Sprachraum wird die Erkrankung daher auch als „cherry eye“ („Kirschauge“) bezeichnet.
Ein Nickhautdrüsenvorfall kann auch nur vorrübergehend auftreten und durch Druck kurzfristig zurückverlagert werden. Nicht selten sind die Nickhautdrüsen beider Augen betroffen.
Diagnose
Die Diagnose kann mithilfe einer Augenuntersuchung gestellt werden. Das Alter, die Rasse und das typische Aussehen diese Erkrankung machen die Diagnosestellung normalerweise recht einfach.
Therapie
Wenn man ein „Cherry Eye“ nicht behandelt, hat dies zur Folge, dass sich die Nickhaut entzündet. Ist die Nickhautdrüse so prominent, dass sie beim Sehen stört, kann sie auch den Lidschluss behindern.
Durch langanhaltende Entzündung kann die Funktion dieser wichtigen Tränendrüse beeinträchtigt werden.
Eine einfache chirurgische Entfernung der vorgefallenen Drüse ist nicht empfehlenswert und nicht mehr „up to date“, da die Nickhautdrüse zusammen mit den anderen zusätzlichen Tränendrüsen etwa 40 % zur Tränenproduktion beiträgt und das Auge sonst droht zu trocken zu werden („Keratokonjunktivitis sicca“) .
Zur Zurückverlagerung der Drüse wurden verschiedene chirurgische Techniken beschrieben. In der Klinik bevorzugn wir eine sog.“pocket technique“. Hierbei werden an der Innenseite der Nickhaut zwei Schnitte ober- und unterhalb der Nickhautdrüse parallel zum Nickhautrand gelegt, eine Art „Tasche“ präpariert und die Wundränder im Anschluss miteinander vernäht. Die Nickhautdrüse verbleibt somit an ihrem physiologischen Platz, ist aber in diese Tasche eingenäht und nach innen gestülpt.
Selten kommt es vor, dass sich trotz der Operation die Nickhautdrüse wieder herausdreht. In diesem Fall sollte die Operation wiederholt werden.
Prognose
Nach erfolgreicher OP ist die Prognose sehr gut und ein Wiedervorfallen der Nickhautdrüse nicht mehr möglich.
Quellen
- Walde I., (3.Auflage) Augenheilkunde: Lehrbuch und Atlas ; Hund, Katze, Kaninchen und Meerschweinchen
- Stades C. F., (3. Auflage) Praktische Augenheilkunde für den Tierarzt
- Fossum T., (5.Auflage) Chirurgie der Kleintiere
- Gelatt K.N., Plummer C.E. (2017) Color Atlas of Veterinary Ophthalmology