Ursache
Die Ursache für die Entstehung einer Magendrehung ist bisher unbekannt. Körperliche Aktivität nach der Aufnahme von großen Mengen an Futter und Wasser scheint eine Magendrehung zu begünstigen. Eine Magendrehung kann unabhängig von der Art des Futters (Trockenfutter, Nassfutter, Speisereste, etc.) entstehen. Studien zeigen, dass Hunde, die große Futtermengen pro Ration erhalten, ein deutlich erhöhtes Risiko einer Magendrehung haben. Die Fütterung mehrerer kleiner Portionen über den Tag verteilt ist daher einer einmal täglichen Fütterung vorzuziehen. Andere Ursachen können anatomische Prädispositionen z.B.: großer, tiefer Brustkorb, primäre Magenentleerungsstörungen, Traumata, Erbrechen, Aufnahme von verdorbener Nahrung und Stress sein. Wird das Futter auf einem erhöhten Podest angeboten, schlucken die Hunde mehr Luft ab, was die Gefahr einer Magendrehung erhöhen kann. Es gibt aber immer wieder Fälle von Magendrehungen, bei denen keiner der prädisponierenden Faktoren ausgemacht werden kann.
Ob der Magen zuerst aufgast und dann dreht, oder erst durch die Drehung aufgast, ist noch nicht hinreichend bekannt. Im Allgemeinen dreht sich der Magen um 180°- 270°, selten auch um 360°. Allerdings gibt es auch Fälle von Drehungen mit ca. 90° („partielle Magendrehung“), die sich weniger als Notfallspatienten, sondern eher als chronisch-kranke Hund mit wiederkehrenden, gastro-intestinalen Problemen (Erbrechen, Abmagerung, Gewichtsverlust) präsentieren. Eine zusätzliche Drehung der Milz, seltener auch eines Leberlappens, ist ebenfalls möglich.
Durch die Drehung des Magens werden die Gefäße des Magens abgequetscht und der Magen zum Teil nicht ausreichend durchblutet. Der aufgegaste Magen drückt auf die hintere Hohlvene, was zu einem Butrückstau führt. Es kommt zu einer Schocksymptomatik des Hundes. In Folge dieses Schocks erleiden auch die anderen Bauchorgane eine verminderte Durchblutung und es kann zu einer Übertragung von Darmbakterien ins Blut kommen. Die Folge können Organversagen und eine Blutvergiftung (Sepsis) sein. Eine Herzrhythmusstörung wird bei 40-70% der Hunde mit Magendrehung beobachtet.
Große Hunde mit tiefer Brust (z.B.: Doggen, Weimaraner, Bernhardiner, Gordon Setter, Dobermann) sind von der Magendrehung am häufigsten betroffen. Vereinzelt sind allerdings auch Fälle von kleineren Hunden (und auch Katzen!), z.B. Dackeln beschrieben. Dies sind aber absolute Ausnahmen. Die meisten Tiere erkranken in fortgeschrittenem Lebensalter von ca. 7-10 Jahren. Vereinzelt kann eine Magendrehung jedoch auch bei jüngeren Tieren auftreten.
Eine weitere von der Magendrehung betroffene Tierart ist das Meerschweinchen.
Symptome
Typische Symptome sind zu Beginn Unruhe, Würgen und ein vermehrter Speichelfluss. Zunehmend kommt es zu einer Aufblähung des Bauches und Apathie. Meist versuchen betroffene Hunde zu erbrechen, ohne dass dabei Futter herauskommt. Oft zeigen sie auch einen gekrümmten Rücken.
Diagnose
Bei der klinischen Untersuchung fällt oft ein aufgeblähter, praller, schmerzhafter Bauch auf. Je nach Ausprägungsgrad und Schockzustand können die Hunde apathisch sein, der Puls ist schwach, das Herz schlägt schneller, die Schleimhäute können blass oder verwaschen aussehen und die Hunde hecheln. Wenn die Hunde sehr früh vorgestellt werden, kann man vor allem Unruhe und erfolgloses Erbrechen bemerken.
Röntgenaufnahmen sind notwendig, um eine Drehung des Magens von einer reinen Aufgasung zu unterschieden. Das Röntgen zeigt klassischerweise ein seitenverkehrtes „C“ bzw eine „Doppelblase“.
Therapie
Eine Notoperation ist unumgänglich!
Das erste Ziel ist die Stabilisierung des Patienten. Es werden 2 Venenkatheter gelegt, um eine Infusion gegen den Schock sowie Schmerzmittel zu verabreichen. Ist der Magen sehr stark aufgegast und der Hund in einem kritischen Zustand, kann der Magen über eine Punktion mit einer sterilen Kanüle durch die Haut druckentlastet werden. Nach der Stabilisierung wird der Hund in Narkose gelegt, an das gesamte Überwachungssystem (Narkosegerät) angeschlossen, der Bauch ausrasiert und gewaschen. Danach wird der Hund im OP in Rückenlage verbracht und der Bauch desinfiziert. Der relativ lange Bauchschnitt verläuft genau in der Mittellinie. Der Magen wird in der Operation zurückgedreht und soweit wie möglich abgegast und gespült. Dies erfolgt meist über eine Magensonde, die in manchen Fällen auch schon vor der Operation gesetzt werden kann. Der Magen wird in seiner Farbe und Vitalität beurteilt. In besonders schweren Fällen können auch bereits Teile des Magens abgestorben sein, die unter Umständen reseziert (entfernt) werden müssen.
Damit es nicht erneut zu einer Magendrehung kommt, wird der Magen an der rechten Bauchwand angenäht (sogenannte „Gastropexie“).
Manchmal kann eine intraoperative Euthanasie nicht verhindert werden.
Postoperative Versorgung und Überwachung
Nach der Operation ist eine intensive Überwachung notwendig, da es auch nach erfolgreicher Operation zu Komplikationen kommen kann. Herzrhythmusstörungen mit Extrasystolen zählen dabei zu den häufigsten Problemen und werden mittels EKG erkannt. Ferner kann es zu Gerinnungsstörungen und Magenentleerungsstörungen kommen. Die klinischen Parameter (Körpertemperatur, Atmung, Puls, …) werden streng überwacht und die Blutwerte kontrolliert. Auch die Dauertropfinfusion wird postoperativ fortgeführt, um die Durchblutung der Organe zu verbessern. Eine Entlassung ist je nach klinischem Verlauf möglich, – in der Regel verbleiben die Hunde zwischen 2 und 5 Tage stationär.
Prognose
Erfolgt der chirurgische Eingriff rechtzeitig, ist die Prognose vorsichtig bis gut. Die Überlebensraten liegen zwischen 75 und 90%.
Verschiedene Faktoren können jedoch zu kritischen Zuständen in der Operation und danach führen. Besonders die Dauer der Drehung sowie der intraoperative Zustand des Magens sind entscheidend.
Quellen
- Fossum TW (2013): Chirurgie der Kleintiere. Elsevier, St. Louis, 2. ed.
- Tobias KM, Johnston SA: Veterinary Surgery Small Animal
- Suter PF et al. (2006): Praktikum der Hundeklinik.
- Grünbaum E (2007): Klinik der Hundekrankheiten,.
- Schrey CF (2014): Notfallchirurgie bei Hund und Katze.
- Sigrist N (2017): Notfallmedizin bei Hund und Katze.