Bei betroffenen Tieren besteht eine Abnormalität der obersten Schicht der Hornhaut, dem Epithel. Dabei haftet das Epithel nicht auf der darunter liegenden Schicht der Hornhaut und löst sich ab.

Durch ein Fehlen der Haftungspunkte (Hemidesmosomen) zwischen den Hornhautschichten kommt es spontan oder durch eine Verletzung zum Riss im Hornhautepithel, der äußersten Schicht der Hornhaut, und damit zu einem oberflächlichen Hornhautdefekt. Das Epithel wächst dann zwar nach, da es aber wegen der fehlenden Hemidesmosomen und einer sich bildenden glatten hyalinen Membran keinen Halt findet, wächst es auf dem darunterliegenden Hornhautstroma nicht an.

Der Begriff „indolentes Ulkus“- was so viel heißt wie „nicht schmerzhaftes“ Ulkus- ist absolut irreführend und eigentlich falsch. Das Boxerulkus ist eine sehr schmerzhafte Erkrankung und zeigt sich beim Hund durch ein zugekniffenes, gerötetes und tränendes Auge. Häufig kann schon der Tierbesitzer eine trübe Stelle an der Hornhautoberfläche erkennen. Die Symptome werden mit und ohne Augentropfen nicht besser und es scheint, als wolle dieser Hornhautdefekt nicht abheilen.

Bei der augenärztlichen Untersuchung fällt eine trübe Stelle an der Hornhaut auf. Diese lässt sich mittels Floureszintest speziell anfärben. Unter Lokalanästhesie kann mit einem Stiltupfer vorsichtig das lose Epithel weggewischt werden wie ein Schleimfilm. Die Hornhaut zeigt meist keinerlei Heilungstendenzen (zB Blutgefäßeinsprossungen), obwohl der Defekt meist schon länger besteht.

Für eine dauerhafte Abheilung ist eine Operation notwendig, bei der das lockere Epithel entfernt wird (Abrasio corneae).

Um ein Anwachsen des Epithels wieder zu ermöglichen, müssen mechanisch die losen Epithelränder und die hyaline Membran beseitigt werden. Dies kann mit einem Wattetupfer oder besser mit einem Diamantschleifer erfolgen. Das Abfräsen mit der Diamantfräse ist ohne Narkose mit einer Lokalanästhesie möglich.Manchmal muss eine bessere Haftung mit einer Keratotomie (linien- oder punktförmiges Einritzen der oberen Hornhautschichten mit einer Kanüle) provoziert werden. Zum Schutz vor äußeren Einflüssen und der Reibung des Lidschlags auf der Hornhaut, kann eine Kontaktlinse eingesetzt werden, die in diesem Fall auch Bandagelinse genannt wird. Unterstützend werden antibiotische Augentropfen, die vor Infektionen der angegriffenen Hornhaut schützen, und die Hornhautheilung fördernde Augenmedikamente verabreicht. Da gerade Verletzungen der oberflächlichen Hornhautschichten sehr schmerzhaft sind, sollte zusätzlich ein Schmerzmittel gegeben werden.

Aufgrund der angeborenen Veranlagung, der nicht ausreichend ausgebildeten Basalmembran und äußeren Einflüssen, kann das Partnerauge ebenso erkranken.

• Walde I, Schäffer EH, Köstlin RG, Nell B (2008): Augenheilkunde
• Costa J, Steinmetz A, Delgado E(2021): Clinical signs of brachycephalic ocular syndrome in 93 dogs. Ir Vet J.s13620-021-00183-5